News

Eine Erfindung aus Dresden soll offene Wunden heilen

10.07.2023
Forscher patentieren weltweit einen Hightech-Verband, der jetzt erstmals in Kliniken getestet wird. Zehn Jahre wurde geforscht, um ein riesiges medizinisches Problem zu lösen.

Dresden. Zehn Jahre Forschung bringen nun ein Medizinprodukt hervor, das viel Leid verhindern kann. Eine völlig neue Wundauflage hat das Potenzial, chronisch offene Wunden zu schließen. Wissenschaftler des Dresdner Leibniz-Instituts für Polymerforschung (IPF) gehen mit diesem weltweit neuen Medizinprodukt in die ersten Kliniken. Im September beginnt die Klinische Studie. Das berichten IPF-Institutsdirektor Carsten Werner und Forschungsgruppenleiter Uwe Freudenberg der SZ.

Sie beide hatten die grundlegende Erfindung gemacht. Später arbeiteten ganze Teams daran. In den vor der Klinik nötigen Tierversuchen war diese Wundauflage „überaus erfolgreich“, sagt Carsten Werner. Es kam zu einer 50 Prozent schnelleren Wundheilung gegenüber den Standardtherapien. Auch Laborversuche mit menschlichem Wundsekret liefen erfolgreich. Das Ziel jetzt und das wichtigste Kriterium ist nun, dass die sonst offenen Wunden auch bei den Patienten so heilen.

Ein Riesenproblem in Kliniken und Pflege könnte damit deutlich verringert werden. Denn anders als alle anderen Wundauflagen bisher gehen die Dresdner Forscher an die Ursachen heran.

Immunzellen senden aus der Wunde Signalmoleküle in den Körper und rufen so nach immer mehr Immunzellen. Wichtig ist dies zunächst schon, um die Wunde zu reinigen und von Bakterien zu befreien. Aber normalerweise endet dieser Prozess nach einiger Zeit. Wenn nicht, fressen die Immunzellen dann selbst gesundes Gewebe an. Mit den teils dramatischen Folgen bis hin zu Amputationen.

Die neuartige Dresdner Wundauflage Rescure fängt mit physikalischen Tricks jene Signalmoleküle ein, die übermäßig viele Immunzellen rufen. Diese Signalmoleküle werden in einem beschichteten Textilgitter festgehalten. Die Entzündung stoppt und die Heilung kann beginnen.

Für die Klinische Studie werden im institutseigenen Reinraum einige Tausend Wundauflagen produziert. Ende 2024, soll die Studie abgeschlossen sein. 108 Patienten sind daran beteiligt, auch Dresden ist vorgesehen, sagt Freudenberg. Für Anfang 2025 ist die Gründung von Rescure als Firma in Sachsen geplant.

Gefördert wird die Ausgründung und die Klinische Studie mit 1,5 Millionen Euro über Exist vom Bundeswirtschaftsministerium (BMWK). Für die Firmengründung und Vorbereitung der Massenfertigung seien dann aber nochmals bis zu fünf Millionen Euro als Startkapital nötig, sagt Freudenberg. Er hofft hier auch auf Sachsen.

Läuft alles erfolgreich, könnte die neue Wundauflage bereits 2025 in Deutschland angewendet werden. Danach in Europa, schließlich in den USA und Asien. Grundlegende Patente sind weltweit angemeldet. Ergänzungen zur Technologie wurden vergangene Woche zusätzlich eingereicht.

Nachrichten der "Sächsischen SZ" vom 10.07.2023